Der famosen Hard-Blues- und Classic-Rock Szene am Stiefel darf man, so man diese seit der Jahrtausendwende existierende Band noch nicht auf dem Schirm hatte, einen weiteren glorreichen Vertreter zurechnen: SMALL JACKETS, die nun endlich ein passendes Label gefunden haben.

"IV" - wer denkt da beziehungsweise mit des Sängers hoher Stimme im Ohr nicht an LED ZEPPELIN? Allerdings sind die Italiener krachender unterwegs: Das fast metallische Intro ist keine leere Drohung, denn mit "Ball ‘n Chain" geht es trotz Slide-Gitarren, Mundharmonika und Gast-Orgel ebenso heftig weiter, wobei sich der Hörer dem Hook des Songs nicht entziehen kann, und wer denkt, die Gruppe würde rasch außer Atem geraten, irrt sich gewaltig. Das Gros des Materials auf dem vierten Album der Combo brettert wie ein Eilzug durch den Gotthard-Tunnel.

Von Gleichförmigkeit ist dabei jedoch keine Spur zu finden. "Trouble Blues" kombiniert ganz nebenbei MOTÖRHEAD mit virtuosem Hillbilly-Country, "Black Beauty" mit seinem Uptempo-Beat lässt unweigerlich an die jungen AEROSMITH denken, gerade auch wegen der fieberhaften Bearbeitung der Gitarre, und "Heard It On The X" fungiert in seiner handklatschenden Leichtigkeit mit schmatzendem Hauptriff als hittiger Anspieltipp. Immer wieder verzückend auch: die rüpelhaften Chöre.

Verhältnismäßig gediegen sind neben dem flockigen Southern-Rocker "Wanderlust" und dem Boogie harten "Mama Said" das Melodiewunder "What We Feel", der weitgehend instrumentale Abschluss "The Wall Of Sound" sowie die erste Hälfte des Solo-Fests "Hellraiser" ausgefallen ... und dabei nicht minder zwingend als der Rest.

FAZIT: SMALL JACKETS spielen sich mit ihrer Energie und zehn wirklichen Weltklasse-Songs an die Spitze nicht nur der Transubstans-Acts, sondern auch in die vordere Reihe der rückwärtsdenkenden Rock-Combos der Neuzeit. So viel Power hörte man auch gerne bei der selbstgefällig zitierenden Konkurrenz. Mehr MC5, weniger BLACK SABBATH!